Personalmangel vs. Alle Stellen sind besetzt – Eine Fortbildnerin und Supervisorin erzählt aus ihrem Berufsalltag
Als Supervisorin und Fortbildnerin bin ich in vielen verschiedenen KiTa-Teams unterwegs. Natürlich höre ich in den letzten Monaten so gut wie jedes mal, wenn ich nach den aktuellen Herausforderungen frage: „Wir haben so einen großen Personalnotstand, die Fluktuation ist so groß, dass wir…….einfach nicht leisten können“ (z.B. Beobachten und Dokumentieren, Kinderkonferenzen, Ausflüge, Verfügungszeit und so weiter).
Als ich in der vergangenen Woche gleich zweimal in verschiedenen KiTas während einer Supervision den Satz „ich traue es mich gar nicht laut zu sagen und schäme mich dafür: ABER WIR HABEN GENUG PERSONAL“ hörte, dachte ich nur „das ist wirklich verkehrte Welt!“ Jetzt haben Leitungen ein schlechtes Gefühl, weil sie ausreichend besetzt sind und DIE pädagogische Qualität im Alltag leben können, die gefordert wird, damit eine gesunde Entwicklung der Kinder gewährleistet ist. Verschiedene Gefühle hat das in mir ausgelöst: Traurigkeit (für die Leitungen und das Team), Bestürzung (über deren Gefühle), Entsetzen (über die Absurdität der Umstände), Verständnislosigkeit (der Gesamtsituation gegenüber, politischen Entscheidungen usw.)
Ich habe den Teams dann jeweils gesagt: „feiert das und genießt es und ich drücke euch fest die Daumen, dass es so bleibt!“ Es ist immer auch ein Zeichen von guter Mitarbeiterzufriedenheit und Leitungskompetenz, wenn sich eine pädagogische Fachkraft entscheidet, in ein Team zu kommen und dort zu bleiben.
Ich versuche immer mit den Teams zu erarbeiten: WAS GEHT TROTZDEM?
Wir Fortbildner:innen und Supervisor:innen sind natürlich gerade sehr gefordert, mit Teams Möglichkeiten zu entwickeln, wie sie sich entlasten und den herausfordernden KiTa-Alltag für und mit allen Beteiligten gut gestalten können. Immer wieder geht es um Themen wie z.B. die Partizipation der Kinder, das Öffnen von geschlossenen Gruppen, das Zugestehen unterschiedlicher Herangehensweisen im Team oder das abspecken der Tagesabläufe zugunsten des freien Spiels und der unverplanten Zeit. Aber natürlich auch um Selbstfürsorge und Stress-bewältigung der Fachkräfte (auch im Kontext Kinderschutz). Wenn ich mit Teams arbeite im Format Fortbildung, kommen hierbei auch regelmäßig die AV1 Filme zum Einsatz, die ich sehr hilfreich finde.
Es macht durchaus Sinn, sich für diese Veränderungsprozesse Unterstützung von außen zu holen (Fortbildner:innen, Supervisor:innen, Prozessbegleiter:innen). Ich wünsche mir, dass noch mehr Träger:innen das verstehen und finanzieren, um eben zum Beispiel die Mitarbeiter:innenzufriedenheit zu erhöhen und die Qualität der Arbeit zu sichern.
Helia Schneider, Fortbildnerin, Supervisorin DGSv, Autorin, www.helia-schneider.de
Hinweis in eigener Sache: Passend zu dem Blogbeitrag von Helia Schneider, drehen wir am Freitag 30.10.2023 unseren neuen Pädagogik-Talk zum Thema: “Was ist in den Kitas los” ab. Mit dabei sind: Ilse Wehrmann, Elisa Martini, Karin Döring und Lisa Egen. Bleiben Sie gespannt!