Fachtag Gewaltfreie Kindheit Kollektion

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Alle Einzelvorträge vom Fachtag Gewaltfreie Kindheit in Berlin am 30.04.2024

Die Macht der Vergangenheit: Biografische Selbstreflexion als Schlüssel zur gewaltbewussten Eingewöhnung – Fachvortrag von Anja Cantzler

Der Übergang von der Familie in Krippe, Kita und Kindertagespflege ist für alle Beteiligten eine Herausforderung und eine Chance zugleich.

Fragen wie “Wer bin ich?”, “Was bringe ich mit?”, “Welche Rolle habe ich?” und “Wer steht da eigentlich vor mir?” werden aufgeworfen. Ein hohes Maß an Reflexionsbereitschaft und Einfühlungsvermögen ist notwendig, um das Ankommen der Kinder und ihrer Bezugspersonen gewaltbewusst und bedürfnisorientiert zu begleiten.

In diesem Vortrag nimmt Anja Cantzler das Publikum auf eine persönliche Reise mit und verdeutlicht, warum das Thema Eingewöhnung für sie so bedeutsam ist. Sie blickt dabei zurück auf ihre eigenen Erfahrungen als Kind, als junge Fachkraft, als Kita-Leitung, Mutter, Elternberaterin, Weiterbildnerin und Fachautorin. Mit 55 Jahren Erfahrung beantwortet Anja Cantzler die Frage, warum es immer wieder wertvoll ist, sowohl in den eigenen Rucksack als auch in den der anderen zu schauen.

Die Werte bewusster Arbeit als Grundpfeiler der gewaltbewussten Begleitung von Kindern – Keynote von Sebastian Lisowski

Wir sprechen oft von Werten und Normen, aber was bedeuten sie wirklich? Und kennen wir unsere “wahren” Werte und die dahinterliegenden Bedürfnisse?

Sebastian Lisowski lädt das Publikum ein, basierend auf einer wahren und emotionalen Geschichte, in einen (un)bewussten Konflikt mit den eigenen Werten einzutauchen. Er nimmt die Zuhörenden mit auf eine Reise, die aufzeigt, wie das bewusste und unbewusste Handeln gegen die eigenen Werte mit einem gewaltvollen Umgang mit Kindern zusammenhängt.

Diese Keynote ist ein Aufruf zur Selbstreflexion und ein Plädoyer für einen achtsamen und wertschätzenden Umgang mit Kindern. Sebastian Lisowski ermutigt dazu, die eigenen Werte und Bedürfnisse ernst zu nehmen und sie in Einklang mit den Handlungen zu bringen, um ein gewaltfreieres und respektvolleres Miteinander zu schaffen.

Hinschauen, Hinhören, Sprechen. Wie kann uns das Antonym der drei japanischen Affen im Kinderschutz helfen? – Fachvortrag von Sonya Mayoufi und Sabine Bresche

Grenzverletzungen und Machtmissbrauch im pädagogischen Alltag, im Kollegium oder sogar durch Vorgesetzte wahrzunehmen und in ihrer Konsequenz anzuerkennen, führt zu der Verpflichtung, Verantwortung zu übernehmen, und das erzeugt Handlungsdruck. Dies offen anzusprechen, stellt eine enorme – vielleicht sogar die größte – Herausforderung dar.

Was empfinden betroffene Fachkräfte als hilfreich, um „Sprechbarrieren“ zu überwinden? Welche unterstützenden Maßnahmen kann ein Träger ergreifen, um solche Hürden abzubauen?

Sonya Mayoufi und Sabine Bresche teilen ihre Erfahrungen als erster Kitaträger Berlins mit einer eigenen externen Ombudsstelle in Kooperation mit dem Deutschen Kinderschutzbund.

„WEIL ICH ES SAGE!“ – Adultismus im Kita- und Schulalltag erkennen und überwinden – Fachvortrag von Aida S. de Rodriguez

Kindsein ist alles andere als kinderleicht. Kinder erleben täglich Diskriminierung aufgrund ihres Alters. Viele Erwachsene glauben, das Recht zu haben, über junge Menschen zu bestimmen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Adultismus ignoriert die Kinderrechte und widerspricht den Kinderschutzkonzepten jeder Einrichtung. Dies ist höchst unprofessionell, gefährdet das Wohl der Kinder und darf nicht einfach hingenommen werden.

In ihrem Vortrag bekräftigt Aida S. de Rodriguez, Gründerin und Leiterin der APEGO-Schule und Kita Berlin, dass Kinder das Recht auf respektvolle Behandlung und Mitbestimmung haben. Es liegt in der Verantwortung der Erwachsenen, ein Umfeld zu schaffen, in dem ihre Stimmen gehört und ihre Bedürfnisse ernst genommen werden. Eine professionelle und kindgerechte Pädagogik erkennt die Würde und das Potenzial jedes Kindes an und arbeitet daran, Machtungleichgewichte abzubauen und Kinder als Menschen zu behandeln.

Die BoP (Bedürfnisorientierte Pädagogik) als der Schlüssel zur Gewaltfreiheit – die drei Säulen – Fachvortrag von Lea Wedewardt und Kathrin Hohmann

Die beiden Gründerinnen der “BO Akademie für Bedürfnisorientierte Pädagogik”, Kathrin Hohmann und Lea Wedewardt, zeigen in diesem Vortrag anhand eines praktischen Beispiels auf, was es braucht, um ein harmonisches und friedvolles Miteinander sowohl Zuhause als auch in der außerfamiliären Betreuung zu ermöglichen.

Im Mittelpunkt ihres Vortrags stehen die drei Grundpfeiler der Bedürfnisorientierten Pädagogik (BoP): Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen. Kathrin Hohmann und Lea Wedewardt erläutern, wie eine respektvolle Beziehung auf Augenhöhe gelingen kann, die ohne Belohnung und Bestrafung, ohne Manipulation und Drohungen auskommt. Dabei wird auch darauf eingegangen, wie man Konflikte friedlich lösen und die Autonomie und Selbstbestimmung von Kindern respektieren kann.

Unter dem Leitgedanken: “Ein jeder Mensch kämpft nicht gegen einen anderen, sondern für sich selbst!” wird die Bedeutung der Bedürfnisse aller Beteiligten eingehend betrachtet. Sie zeigen auf, wie das Verständnis und die Berücksichtigung dieser Bedürfnisse zu einer vertrauensvollen und stabilen Beziehung beitragen können.

Gewaltfrei mit Kinderängsten umgehen – Fachvortrag von Inke Hummel

Ängste bei Kindern haben stark zugenommen. Es ist wichtig, diese Ängste weder zu bagatellisieren noch sie zu übergehen oder die Kinder gewaltsam zur Konfrontation zu drängen. Ein beziehungsorientierter Ansatz ist der Schlüssel zur Stärkung ängstlicher Kinder.

Wie können wir Kinder also in ihrer Angst begleiten? Durch einfühlsames Zuhören und Verständnis für die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes können wir dazu beitragen, dass sie sich sicher fühlen und gleichzeitig einen Beitrag zur Stärkung der psychischen Gesundheit leisten.

Statt Druck auszuüben oder Ängste zu minimieren, ist es wichtig, das Selbstvertrauen der Kinder zu fördern und sie dabei zu unterstützen, ihre Ängste schrittweise zu bewältigen.

Schutz – Förderung – Beteiligung. Auf dem Weg zu einem kinderrechtsbasierten Kinderschutz – Fachvortrag von Prof. Dr. Jörg Maywald

Schutz, Förderung und Beteiligung sind zentrale Aspekte auf dem Weg zu einem kinderrechtsbasierten Kinderschutz. Die Geschichte des Kinderschutzes zeigt, wie sich diese Konzepte im Laufe der Zeit entwickelt haben, von frühen Schutzmaßnahmen wie dem Tötungsverbot bis hin zur Verabschiedung des Rechts auf gewaltfreie Erziehung im Jahr 2000. Diese Entwicklung verdeutlicht den fortwährenden Prozess und die Notwendigkeit, Kinderrechte zu schützen, um eine sichere und unterstützende Umgebung für die Entwicklung der Kinder zu schaffen.

In seinem kurzweiligen Fachvortrag richtet Prof. Dr. Jörg Maywald den zeitlichen und thematischen Blick zurück auf den Weg des Kinderschutzes, betrachtet den Ist-Zustand und stellt die Frage, wo die Reise hingeht. Dabei berichtet er auch von eigenen Erfahrungen aus seiner Schulzeit.

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